GREINA, das Urhüttenzelt,1983
H 2150 cm, B 120 cm, L 2000cm
1 Blache, TENTAflex 217 x 600cm, 2 Stoffbahnen zusammengeschweisst,
8,950 kg, Holzgerüst, Nylonseile
1980 bis 1984 realisierte Katharina Rähmi zusammen mit dem Architekten und Gestalter Leo Balmer das Greina Projekt. Sie setzten sich der rauhen Natur der Greina aus, einer Hochebene in den Schweizer Alpen. Das «Urhüttenzelt», die urtümliche, erste Behausung trieb die beiden um. So entstanden u.a. mehrere Werke in der Art von Stoffzelten, «Zeltdach“, 1982, Urhüttenzelt», 1983 und «Baldachin», 1984.
In einer dreiteiligen Publikation zeigen sie vorgefundenes Bildmaterial als auch Fotografien, Zeichnungen, Skizzen und Entwürfe und Werkabbildungen. Sie schreiben: «Der Grund des Projektes ist so vielgestaltig und vielschichtig wie seine vorgesehene Ausprägung und die Zwecke, die es erfüllen soll. Weder der Plan noch die Durchführung sind eindeutig zu beschreiben. Wohl handelt es sich um ein Forschungs- und Erkundungsprojekt, jedoch nicht von gängiger Auffassung von Wissenschaft. Die Bezeichnung Gesamtkunstwerk passt besser, allerdings nicht im Sinne von Oper, eher im Sinne von Circus.»
Im Sommer 1983 wurde das Greina-Projekt von der Galerie Stampa in Basel als Einzelausstellung gezeigt.
Das Zeltdach, 1980
Von Vorstellungen und Träumen liess ich mich inspirieren und versuchte, darin mythische Überlieferungen vergangener Kulturen zu erkennen. Ich wollte etwas Beschützendes, ein Dach realisieren, das ich später ortsspezifisch installieren konnte. Um die Gewebe und die Fallschirmseiden zu bearbeiten und so die Verbindung zu Naturereignissen herzustellen, wählte ich eine stark materialbetonte Ausdrucksart. Die Stoffbahnen sind handgewebt aus Ziegen-und Pferdehaar. Eingearbeitet sind damit auch all meine Outdoor- Erfahrungen, die Stimmungen und Empfindungen, Vergangenes und Neues.
Für das Innere des Dachs bedruckte ich Fallschirmseide in der Siebdrucktechnik. Die Farben der Motive entsprechen der Sonne, ihren Strahlen, dem Wasser, die Fallschirmseide dem Wind. Geschälte Haselholzstangen bilden das Gerüst, die gedrehten Seile, ebenfalls aus Ziegenhaar, halten die äusseren Stoffbahnen zusammen.
Kosmische Zeichen, Symbole zwischen Himmel und Erde, verweisen auf die Aspekte der Verbindung mit dem gesamten Dach, dem Himmelsdach. Der lange Arbeitsprozess war für mich sehr bedeutend, denn es entwickelte sich eine Ganzheit, welche meine Erfahrungen und Bedürfnisse spiegelt. Die Intensität dieses Projekts prägt mein weiteres künstlerisches Schaffen bis heute.
Baldachin, 1984
300 x 300 cm
Das 1984 im Katzensee bei Zürich installierte Werk schafft zunächst ein Spannungsfeld zwischen begrenztem Raum und Unendlichkeit. Zu beidem fühlt sich die Künstlerin hingezogen, zur Geborgenheit des Raumes, wie auch zur Tiefe des Ungewissen. Bereits in diesen frühen Arbeiten suchte sie nach Formen, die den Raum mit etwas Unendlichem erfüllen oder das Unendliche mit Raum. Diese Bezüge erweitert der sinnige Titel Baldachin, einem „tragbarer Himmel“. Seit Jahrhunderten dienten Baldachine in Ost und West nicht nur dem Schutz vor Sonne. Sie waren insbesondere Zeichen der Würde, oftmals in Seide gefertigt.
Im Kunstwerk Baldachin verbinden sich drei unterschiedliche Farbebenen zu einer Gewebestruktur mit Tiefenwirkung: schwarzer Kettfaden, blauer Metallfaden und das bedruckte Motiv. Es sind farbige Würfel mit unterschiedlichen Augenzahlen, eine Art weiteres Referenzsystem auf Raum und Zeit, Mathematik und Geometrie oder Spiel, Zufall und – vielleicht Tiefe der Ungewissheit .